Bündnis Herne am 12. Februar 2022
Ich finde es ganz wunderbar, dass sich heute wieder so viele Menschen versammeln, um das solidarische Herne zu zeigen.
Wir alle erleben diese Pandemie anders, befinden uns in verschiedenen Situationen, haben unterschiedliche Ängste – und dennoch ist es für alle hier klar: sich abseits des demokratischen Miteinanders zu bewegen, wird nicht die Lösung bringen!
Oft habe ich deswegen von außen Bezeichnungen wie „pro-Corona“ oder „Corona-Jünger“ gehört. Deswegen haben wir die Mitmach-Aktion in den letzten Wochen gestartet. Denn auch wenn uns öfter mal die kritische Stimme in Bezug auf die aktuelle Situation abgesprochen wird: wir sind kritisch, wir haben Zweifel, wir haben Ängste! Und darüber zu sprechen, soll uns auch nochmal in neuer Weise daran erinnern, wieso wir heute und an allen anderen Tagen, seien es Samstage oder Montage, hier stehen. Denn gerade in den Lockdowns ging es oft darum, worum es auch in Zukunft wieder mehr gehen sollte – auch nach der Pandemie.
Viele von Ihnen und Euch haben gesagt, dass die Familien näher zusammengerückt sind, Nachbarschaften gestärkt wurden und sogar „alte“ Freundschaften wieder belebt werden konnten. Viele von uns haben auch alte und neue Hobbies für sich entdecken können: Zumba-Kurse über Zoom mit unserer tollen Jessi, Haldentouren, Industriekultur, Fotografie –so haben sich einige neu in das schöne Ruhrgebiet verliebt, wir haben entschleunigt, entspannt, zu uns gefunden, besser gekocht und haben endlich mal ausgerümpelt. Und auch die Haustiere haben sich über die viele Zeit mit Herrchen und Frauchen gefreut. Einige konnten sich sogar beruflich weiterentwickeln und Positives aus Videokonferenzen ziehen, so funktionieren Kurse zur Babymassage wohl online besser als in Präsenz.
Und dennoch: Was für viele folgte, war Isolation. Ohne Kontakt zu Freund:innen, Kolleg:innen, Komilliton:innen im Studium oder Mitschüler:innen in der Schule sind viele von uns auf sich allein gestellt gewesen. Mit dem vielen Hin und Her der Maßnahmen und Regelungen stieg die Überforderung und Nerven lagen und liegen immer noch blank. Widersprüchliche Maßnahmen strapazieren immer noch unser aller Nerven.
Doch am allergrößten und auch von Ihnen und euch am häufigsten genannt, ist die Angst vor Covid-19. Die Angst zu erkranken, die Angst, dass Angehörige erkranken oder man sogar liebe Menschen anstecken könnte sowie die Angst vor Long-Covid. Und auch ohne Corona, ist doch immer die Angst davor präsent, nicht die richtigen Behandlungen oder Operationen zu erhalten im Falle von anderen Erkrankungen. Und ja: von denjenigen, die heute hier sind, gibt es auch Betroffene, deren Freunde an Corona verstorben sind. Ich kann mir nicht ausmalen, wie schwierig es sein muss, sich in dieser Situation die Parolen von Leugner:innen anhören zu müssen.
Wie ich schon sagte, wir alle erlebten diese Zeit anders und tun dies noch immer. Und trotzdem gehen wir gemeinsam durch diese Pandemie. Lasst uns daran festhalten und es beibehalten. Auch für die Tage, an denen Corona irgendwann hoffentlich Geschichte sein wird.